Mit Geduld verfeinern

Mit Geduld verfeinern

Vier- bis fünfjährig machen meine Pferde ihre ersten Erfahrungen mit einem Reiter im Sattel. Durch die vorangegangenen Ausbildungsstufen sind sie zu diesem Zeitpunkt weitgehend ausbalanciert und verfügen über ein Mindestmaß an Tragkraft.

Ziel der ersten Einheiten ist es, dem Pferd zu mehr Balance trotz des zusätzlichen Reitergewichtes zu verhelfen. Durch Vorwärts-Abwärts-Reiten wird Schwung entwickelt und dessen Erhalt gefördert. Stimmt das "Gesamtpaket" wird begonnen, mit vielen Schritt-Trab-Übergängen die Muskulatur zu stärken. Dabei entwickeln die Pferde die Tragkraftaufnahme auf der Hinterhand. Zirkel, Volten etc. zur Biegung bereiten dann auf das Schulterherein im Schritt vor.

Von Galoppübungen zu diesem Zeitpunkt nehme ich Abstand. Denn oft galoppieren Pferde in diesem Alter und mit diesem Ausbildungsstand auf der Vorhand, weil ihnen einfach die Tragkraft auf der Hinterhand fehlt. Hier besteht die Gefahr, dass sie es sich angewöhnen und Hilfen später nicht sauber durchkommen.

Ist diese erste Phase erfolgreich abgeschlossen (und die kann sich trotz intensiven Trainings durchaus über ein Jahr erstrecken), werden die Pferde an weitere Übungen herangeführt. Ergänzend zu den ersten Lektionen werden jetzt vermehrt Biegungen und unter anderem auch das Schulterherein im Trab geritten. Mit Lektionen wie Travers und Renvers werden die ersten Ansätze zur Aufrichtung erarbeitet. Wichtig in dieser Phase ist, die Arbeit abwechslungsreich zu gestalten und nicht zu vergessen, das Pferd auch gerade zu richten. Auch für diese Ausbildungsstufe sollte man den Pferden rund ein Jahr geben.

Im dritten Jahr schließlich steht die Aufarbeitung, Intensivierung und Verfeinerung der vorangegangenen Lektionen an. Durch die in der Regel längeren Reiteinheiten werden die Übungen gefestigt und perfektioniert. Alle Seitengänge sollten schließlich im Trab geritten werden können. Am Ende dieser Phase steht ein in Sachen Muskulatur (Tragkraft), Biegung, Stellung und Versammlung ausgeprägtes Pferd. Erst jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, überhaupt einmal in den Bereich der Hohen Schule zu schnuppern und sich mit entsprechenden Lektionen unterm Sattel zu befassen.

Das war der Punkt, an dem sich Wurm befand, als uns die Baby-Zwangspause ereilte. Schade. Jetzt sind wir gerade dabei, seine dafür notwendigen physiologischen Grundlagen wieder herzustellen. Angesichts der zeitlichen Einschränkungen leider ein noch längerer Weg. Wie ich aber immer wieder feststelle, ist Wurm genau wie ich gewillt, diesen Marsch zu unternehmen. Was will Reiter mehr?