Individuell und schonend

Individuell und schonend

Basierend auf Grundsätzen der klassischen Pferdeausbildung habe ich für mich selbst Konzepte entwickelt, nach denen ich meine Pferde ausbilden möchte. Der Weg dahin war lang und steinig und führte mich auch in die ein oder andere Sackgasse.

Schnell stellte ich fest, die Vorgaben berühmter Rittmeister sind für heutige Anforderungen keine Doktrin, sondern eher als Leitlinie zu verstehen. Denn wie jeder Reiter individuell geschult werden muss, trifft dies auch auf das Pferd zu.  Ich kann verstehen, dass angesichts der Entwicklung unserer Gesellschaft bei vielen Pferdeausbildern, Züchtern, Besitzern und Reitern ein gewisser wirtschaftlicher Druck herrscht, das "Material Pferd" in möglichst kurzer Zeit zu formen. Im Interesse des Tieres und zur Erreichung der von mir angestrebten Harmonie mit meinem Reit-Gefährten aber lehne ich dies strikt ab.

Frei nach Murphys "Jeder Prozess nimmt sich die Zeit, die man ihm gewährt" messe ich hier nicht in Monaten, sondern in Jahren. Welcher Reiter ist denn wirklich glücklich mit seinem Pferd, das tollerweise vierjährig schon A-Platzierungen erreicht? Ich möchte behaupten, es sind die wenigsten. Die meisten haben keinen Partner, sondern"nur" ein Sportgerät, an dem sie den einen oder anderen Knopf (mal mit mehr, mal mit weniger Gewalt) drücken müssen Zugegeben, die von mir bevorzugte Ausbildung von Pferd (und Reiter) dauert. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass es vielen dafür an Selbstdisziplin mangelt. Aber ich hoffe, ich kann mit den folgenden Schilderungen doch das ein oder andere Verständnis wecken und zur ein oder anderen Erkenntnis im Bereich der für das Pferd notwendigen Entwicklungsstufen führen.

Und zu Guter letzt: Auch wenn ich mich hier deutlich von der Gewalteinwirkung auf Pferde (oder Tiere im Allgemeinen) distanziere, möchte ich dennoch eines klar stellen. Ganz ohne gelegentliche Rüffel geht es in einer lebendigen Pferd-Mensch-Beziehung nicht. Allein schon durch das regelmäßige Abfragen der Rangordnung will und muss ein Pferd in seine Schranken gewiesen werden. Alles andere ist fahrlässig.