Auch Pferde waren Fohlen

Auch Pferde waren Fohlen

Pferde sind auch nur Menschen. Sie durchleben ähnliche Entwicklungen wie wir homo sapiens. Darum gilt für mich: Vor allem in der Kinder- und Jugendzeit sind sie nicht zu überfordern. Auch sie brauchen Zeit, sich zu entwickeln, zu reifen, sich zu prägen. Daher beginnt bei mir die eigentliche Arbeit mit dem Pferd erst ab einem Alter von gut zweieinhalb Jahren.

Natürlich sollte ein Fohlen schon früher auf den Menschen geprägt werden und in der Lage sein, Hufe zu geben. Im Kindergarten beschäftige ich mich intensiv mit Dominanz- und Führübungen. Gehorsam spielt dabei eine große Rolle. Man könnte meinen, das sei bei einem Pferd in diesem Alter selbstverständlich. Weit gefehlt, denn viele Pferdebesitzer gehen aus falsch verstandener Tierliebe völlig falsche Wege. Die Folge: Das Pferd dominiert den Besitzer - eine verheerende und sehr gefährliche Situation. Stehen die Grundlagen, geht es im Training je nach physischen und mentalen Vermögen des Jungtieres weiter.

Bei der freien Arbeit, beispielsweise im Picadero oder im Round Pen, wird die Gleichgewichtsentwicklung gefördert und schließlich durch einfache Longenarbeit weiter gefestigt. In den darauf aufbauenden ersten Bodenarbeits-Einheiten kann das Pferd dann bis zu Seitengängen (im Schritt) geführt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei vor allem auf Kombination von beziehungsweise Wechsel zwischen lösenden Elementen und solchen zur Tragkraftstärkung. Nach dieser ersten Arbeitsphase von etwa vier bis sechs Wochen Dauer heißt es dann wieder "Pferd sein".

Das Jungtier sollte getrost für einen längeren Zeitraum wieder auf die Weide. Hier hat es die Möglichkeit, das Erlernte in aller Ruhe für sich aufzuarbeiten. Keine Angst, verlernen wird es nichts.

Der völlig falsche Weg wäre es, dass Pferd jetzt seelisch und körperlich zu vergewaltigen. Zwei Wochen Longe und dann den Reiter drauf - der Schuss geht nach hinten los. Das belegen unter anderem Studien zum Durchschnittsalter von Pferden heute und dereinst.